Akademie für Sozialkunst Tabor

Studienprogrammen

Dokumenten

Studienprozesse und Ausbildungsziele der Akademie

Die Akademie entstand als eine selbständige Schule, deren Ziel die Bildung im Bereich der Heilpädagogik und der sozialkünstlerischen Therapie ist, und in der das eigene Erleben der sozialen Problematik im weitesten Sinne des Wortes ermöglicht wird.

Das Studium ist ausgerichtet auf das Erwecken des eigenen lebendigen Denkens, des erweiterten Mitgefühls und es hilft bei der Entwickelung der schöpferischen Fähigkeiten des Menschen. Es basiert auf der Dreigliedrigkeit des Menschen als physisches, seelisches und geistiges Wesen.

Die Studenten der Akademie werden während des ganzen Studiums vor allem zur Erkenntnis und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit geführt. Ziel ist, die Individualität des Einzelnen so zu stärken, dass sie bewusst sowohl mit eigenen Konflikten als auch mit Konflikten im Sozialen umgehen kann. Die Studenten erwerben sich die Fähigkeit, den sozialen Raum bewusst zu betreten, und sie helfen, Gemeinschaften zu bilden, in denen jede einzelne Persönlichkeit einen Raum zur Verfügung hat, in dem sie sich auszudrücken kann, auch wenn verschiedene „Behinderungen“ vorliegen.

Die Akademie gründet sich auf ein neues Ausbildungskonzept, deren Grundlage in erster Linie die Entwicklung der Menschlichkeit, die Verstärkung des Sinnes für die wirkliche Wahrnehmung des anderen Menschen ist. Es besteht aus Erkenntnisarbeit (Theorie), Kunst und angewandter Kunst (Praxis), wobei auch die Erkenntnis auf künstlerischem Wege vollzogen wird. Der Lernprozess erfolgt in Form von Seminaren, von Arbeit in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und bei mehrtägigen Wanderungen. Die ersten drei Studienjahre zielen vor allem auf die Erkenntnisarbeit, das vierte Jahr ist ein Jahr der Anwendung (in der Regel ein zehn Monate langes Praktikum in einer anthroposophisch-sozialtherapeutischen Einrichtung im Ausland), das fünfte Jahr fasst alles zusammen in der Arbeit an der eigenen Biographie und schliesst ab mit einer Theateraufführung, einer Ausstellung und der Verteidigung der Diplomarbeit. Der Absolvent der Akademie ist auf die Arbeit in einem sozialen Gefüge mit Menschen mit „Behinderungen“  vorbereitet. Er ist in der Lage, mit Krisensituationen umzugehen. Bei seiner Arbeit kann er verschiedene künstlerisch-therapeutische Möglichkeiten, handwerkliche Techniken und Teile der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise anwenden.

Beispiele, wo unsere Absolventen/Studenten arbeiten

Werkstätten, die unsere Absolventen gegründet haben

Aus der Geschichte

Die Akademie wurde am 22.07.1997 durch die Initiative von Anežka Janátová, Pavel Seleši und Hana Bezányiová gegründet.

Es ging der Akademie ein Atelier der Heilpädagogik und der Sozialtherapie vom Institut für Freizeitpädagogik voraus (IPVČ), das PhDr. Anežka Janátová im Jahr 1993 vorbereitet hat. Ihre bisherige Erfahrung aus der Arbeit in der pädagogisch-psychologischen Beratung, aus der Arbeit als Psychologin und später als Direktorin des Jedlička-Heimes, hat sie zur Überzeugung gebracht, dass für die soziale Arbeit in der Zukunft eine Ausbildung wichtig ist, die den Studenten ermöglicht, zu Menschen zu werden, die fähig sind, die wirklichen Ursachen der sozialen Probleme und individuellen „Behinderungen“ bewusst warzunehmen und damit den individuellen Prozess der Salutogenese auf den Weg zu bringen. Im September 1993 begannen 55 Studenten das Studium. Nach dreijährigem Studium haben im Jahr 1996 25 Studenten ihr Studium erfolgreich abgeschlossen, und ein Teil von ihnen reiste zu einem einjährigen Praktikum in heilpädagogische und sozialtherapeutische Einrichtungen ins Ausland. Schon kurz nach ihrem Abschluss im Atelier begannen viele von ihnen in diesem Fachgebiet zu wirken, z. B. als Waldorflehrer, als Begründer der Beschützenden Werkstatt Elias beim Jedlička-Heim, als Psychotherapeuten in einer Einrichtung für Alkoholabhängige, oder sie haben sich mit einem weiteren Studium, meistens im Ausland, weiter spezialisiert, z.B. in Eurythmie, Kunsttherapie und Musiktherapie.

Im Jahr 1996 kam das Institut für Freizeitpädagogik (IPVČ), welches die Ausbildung hunderter Studenten in vielen verschiedenen Fachgebieten ermöglichte, und damit auch das Atelier, durch Schuld der Leitung in existentielle, wirtschaftliche Schwierigkeiten, die zum Verlust der staatlichen Anerkennung führten. Trotz des großen Erfolges des ersten Jahrganges und des großen Interesses neuer Studenten, das Atelier wieder zu öffnen, wurde nur das Vorbereitungsjahr mit begrenzter Unterrichtszeit zugelassen. Im September 1996 begannen über 45 Studenten das Studium. Die weitergehenden ökonomischen Schwierigkeiten des IPVČ gipfelten im Frühjahr 1997 in deren Schließung. Dank der selbstlosen Hilfe der Dozenten des Ateliers {sie verzichteten auf ein Gehalt} konnten die Studenten bis zum Ende des ersten Studienjahres, unter Beibehaltung der vollen Qualität des Unterrichtes, geführt werden. Im ersten Jahrgang entstand ein sehr starker Studienkreis mit dem Verlangen, das angefangene Werk fortzuführen. Studenten und Dozenten legten mit der Gründung eines eingetragenen Vereins den Grundstein für die Akademie für Sozialkunst Tabor.

Die Gründer bereiteten im Juli und September die nötigen Dokumente und den Finanzplan vor und stellten das Fachkollegium zusammen. Sie richteten den Unterrichtsraum auf dem Gelände des Jedlička-Heims ein und organisierten die Aufnahmegespräche für das Vollzeit- und Wochenendstudium. In das pädagogische Kollegium wurden Fachleute aus verschiedenen Teilen Europas eingeladen, und nach dem Abschluss des ersten Jahrganges begannen die ersten Absolventen der Akademie, den Unterricht mitzugestalten. Bedeutend wurde die Zusammenarbeit mit Tomáš Boňek, einem Priester der Christengemeinschaft in Prag und mit Peter Janát Dolista, dem Verwalter des Sozialtherapeutischen Zentrums Stiftung Tabor in Nová Ves nad Popelkou. Aufgrund der Erfahrungen des ersten Jahrganges wurde das Studienprogramm auf ein fünfjähriges, sich dem Abitur anschließendes, Studium erweitert, einschließlich eines Praktikumjahres im Ausland.

Zu Beginn wurde die Akademie nur von den Mitgliederbeiträgen der Studenten finanziert, und so war auch die meiste Arbeit außerhalb der Unterrichtszeit ehrenamtlich und selbständig. Aus diesem Grunde hatte die finanzielle Hilfe der Niederländischen Stiftungen Iona Stichting und Foundation for Advancement of Healing Pedagogy, die die Akademie im Jahr 1998 bekam, große Bedeutung. Sie half, den Unterricht in den ersten Jahren zu sichern. Vom Jahr 1997 an wurde jährlich zwei Studiengänge, ein Vollzeitstudium und ein Wochenendstudium, imatrikuliert. Den Studenten, die in den Jahren 1998 und 1999 ihr Vollzeitstudium begannen, gelang es nicht, bis zum Ende des Studiums durchzuhalten. Diejenigen der Studenten, die ihr Studium fortführen wollten, schlossen sich den unteren Jahrgängen an. Für das Wochenendstudium kristallisierte sich im Laufe der Zeit ein fünfjähriges Studium mit nur einer Studiengruppe heraus.

Im Jahre 2001 reichte die Kapazität der bestehenden Unterrichtsräume im Jedlička-Heim nicht mehr aus, und die Akademie fand eine neue Bleibe in den Räumen eines ehemaligen Bildhauerateliers in der Jana Zajíce in Prag 7, in denen sie sich bis heute befindet. Die fachliche Seite des Unterrichtes wird von einem Kollegium, das sich regelmäßig trifft, getragen. Ein wichtiger Teil des Kollegiums ist eine internationale Gruppe, die sich aus 20 Fachkräften heilpädagogischer, künstlerisch-therapeutischer und anderer sozialer Einrichtungen verschiedener Staaten Europas und Amerikas zusammensetzt. Diese Dozenten unterrichten an der Akademie mehrmals jährlich in insich geschlossenen Epochen. Seit ihrem Bestehen beschäftigt sich die Akademie mit der Frage nach der staatlichen Anerkennung ihres Lehrplanes. Im Rahmen des IPVČ wurde der Lehrplan als eine dreijährige Weiterbildung staatlich anerkannt. Eine Übernahme der staatlichen Anerkennung nach dem Zerfall des IPVČ war nicht möglich.
Im Jahr 2006 gelang der Akademie die Anerkennung im Rahmen der ausbildenden Einrichtungen im Bereich der Heilpädagogik, der sozialen und künstlerischen Therapie, die zusammengefasst sind im Ausbildungskreis in Kassel. Damit ist die Akademie Tabor in der Konferenz für Heilpädagogik, Soziale und Künstlerische Therapie der Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach in der Schweiz anerkannt. Die Anerkennung wurde für fünf Jahre ausgesprochen.

Außerhalb des eigentlichen Unterrichtes entwickelte die Akademie im Laufe der Zeit auch Aktivitäten im Bereich der sozialkünstlerischen Therapie und Heilpädagogik. Sie gab im Selbstverlag einige Bücher heraus. In Zusammenarbeit mit der Anthroposophischen Gesellschaft veranlasste sie die Herausgabe der Zeitschrift für anthroposophische Aktivitäten „Setkání-Stretnutie“, Begegnung. Sie organisierte mehrere Symposien: „Okkulte Physiologie- Okkulte Hygiene“ mit Peter Selg und Andreas Worel (2003), „Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge“, ein Symposium in Memorium an den Philosophen Bohumír Janát (2004). Seit ihrem Bestehen organisiert die Akademie regelmäßig Vorträge für die Öffentlichkeit.

Anežka Janátová ist in mehreren Arbeitsgruppen verschiedener Städte in Tschechien und in der Slowakei tätig, in denen sie regelmäßig für Waldorfpädagogen, für Mitglieder der Anthroposophischer Gesellschaft, für Sozialarbeiter aus staatlichen und freien gemeinnützigen Einrichtungen usw. vorträgt. Die Akademie ist Mitglied im Verein für Heilpädagogik und Sozialtherapie in Tschechien. In ihm vereinigen sich neun Einrichtungen (therapeutische Einrichtungen, Werkstätten, Schulen,…), die auf anthroposophischer Grundlage im sozialen Bereich arbeiten. Die Akademie ist Mitglied im ECCE, einer europäischen Initiative, die Grundsätze der anthroposophischen Heilpädagogik und Therapie auf EU-Ebene durchsetzt. Sie ist aktives Mitglied in der europäischen Ausbildungsinitiative CESTE-NET im Rahmen des EU Programmes Leonardo da Vinci (Projekt EUR/05/C/P/PP-84705).